Reggae
Bob Marley - King of Reggae
In diesem Abschnitt soll kurz auf Bob Marleys Bedeutung für den Rastafarianismus und die Reggae-Szene eingegangen werden und auf die Botschaft seiner Musik, da seine Hits bekannt sein dürften und es hier zu weit führen würde, auf jeden einzelnen einzugehen (obwohl sie es natürlich wert wären). Marleys Texte werden von drei Themen beherrscht: erstens die Botschaft der Rastafaris ("Redemption Song", "Exodus"), zweitens sozialkritische Aspekte ("Get up, stand up" - allerdings geschrieben von Tosh) und an dritter Stelle Liebeslieder ("Kaya","ls this love"). Ohne Bob Marley wären die Rastafari-Ideologien nie so sehr verbreitet worden. Für ihn selbst war es ein besonderes Anliegen, die Botschaft der Rastas bekannt zu machen, um den Schwarzen überall zu helfen, ihr Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten, die Hoffnung auf Befreiung aus ihrer Unterdrückung und miserablen Lage nicht aufzugeben und - vor allem - die Schwarzen dazu aufzurufen, untereinander solidarisch zu sein. Obwohl er durch seine Musik sehr reicht wurde, vergass er niemals die Philosophie der Rastas. Für einen reichen Mann lebte er spartanisch und hielt sich an die Regeln seiner Religion. Trotz seiner Berühmtheit versteckte er sich nicht in einer Villa, die von bis an die Zäune bewaffneten Männern bewacht wurde, sondern konnte jederzeit von jedem besucht werden. Er sah sich selber nicht als Superstar, sondern als Werkzeug Jahs: "I've just come to God's work. 1 lived for a long time without money, before 1 started to make money, but my work isn't aimed to becoming a star, and I'm making sure my life don't go towards material vanity. 1 know what you are saying, and 1 won't deny that at time 1 get a certain enjoyment out of success, but it's wordly enjoyment, an 1 don't really need it, because it destroys-you" (Bob Marley). Bob war in Trenchtown aufgewachsen, er kannte die Probleme der Bewohner und konnte sie, wie kaum ein anderer, in seinen Texten ausdrücken. Oft klagt er die sozialen Bedingungen an und droht den - meist weissen - Unterdrückern mit ihrem Untergang in Songs wie "Crazy Baldhead" und "Slavedriver". Er unterstützte die schwarzafrikanische Freiheitsbewegung, jedoch wirkte er nie militant, ganz im Gegensatz zu Peter Tosh. Er trat mit viel Charisma auf und zieht Schwarze wie auch Weisse auch noch 17 Jahre nachdem er dem Krebs am 11. Mai 1981 erlag in seinen Bann. Die meisten Europäer und Amerikaner dürften seine Botschaft nicht immer verstanden haben, aber sie liebten seine Musik. Für viele Schwarze bleibt er ein Vorbild. Er hat gezeigt, dass man es auch von ganz unten kommend schaffen kann, frei und unabhängig zu sein. Sie können sich mit seinen Texten identifizieren, denn Bob wusste wovon er sang. Für die Rastafaris bleibt er unsterblich (denn Rastaman stirbt nie). Auch heute noch sprechen sie ehrfurchtsvoll von "Mista Marley", welcher das wichtigste Sprachrohr ihrer Religion war und immer noch ist.
Der Werdegang Bob Marleys und der Wailers
Geboren wurde Robert Nesta Marley als Sohn des britischen Offiziers Norman Marley und der Jamaicanerin Cedella Booker im Februar 1945 in St. Ann, Jamaica. Mit 14 Jahren lernte er das harte Leben der Slums Kingstons in Trenchtown kennen, mit seiner Gewalt, der Prostitution, dem Drogenhandel. Schon im Alter von 16 Jahren nahm er seine erste Schallplatte "Judge not" auf, die sich als Flop herausstellte. Auch der zweite Versuch, unter der Aufsicht Leslie Kongs, scheiterte. Bob beschloss, zu seiner Lehrstelle als Schweisser zurückzukehren, wo er über Desmond Dekker den damaligen Star Jimmy Cliff kennenlernte. 1964 wagte er wieder den Schritt ins Musikgeschäft und gründete zusammen mit Hubert McIntosh (später Peter Tosh) und Bunny Livingston (später Bunny Wailer) die "Wailing Wetters". Zunächst lernten sie die Grundbegriffe des Ska und wurden von dem Sänger Joe Higgs immer wieder ermutigt, neue Stücke zu schreiben und das Üben kontinuierlich weiterzuführen, Ihr erster Ska-Song "Simmer Down" richtete sich an die Rude-Boys und war in Jamaica sehr erfolgreich.
Obwohl die Wailers einige Hits landen konnten, bedeutete das noch lange nicht, dass ihre finanzielle Lage gesichert war, denn zahlreiche talentierte Musiker standen vor den Studios Schlange und waren bereit, ihre Stücke für wenige Dollars aufnehmen zu lassen. Bob ging in die USA, um dort einen neuen Anfang zu machen. Doch das Leben dort sagte ihm nicht zu, und er kehrte 1968 nach Jamaica zu den Wailers zurück. Nach erneuten Anfangsschwierigkeiten trafen sie 1969 auf Lee Perry, der ihr Produzent werden sollte. Mit Perrys Hilfe entstanden "Small Axe", "Duppy Conqueror", "Soul rebel" und "African herbsman", welche sehr erfolgreich werden sollten. Die Wailers lösten mit ihrem Roots Reggae endgültig den Ska und den Rocksteady ab. 1969 wandten sich Bob und Bunny der Rastafari-Bewegung zu und die Texte wurden politischer und griffen auch Rastafari-Themen auf, die das jamaicanische System anklagten. Als sie 1971 auf den Produzenten Chris Blackwell stiessen, welcher der Besitzer des britischen Labels "Island Record" war, bot Blackwell ihnen als erste Reggae-Gruppe modernste Studiotechnik zu ihrer freien Verfügung. Sie prduzierten das Album "Catch a fire", welches sie in den USA und Europa bekannt machte. Aufgrund einiger Probleme mit Peter - er weigerte sich, sich von einer europäischen Plattenfirma vermarkten zu lassen - trennten sich die Wailers 1974. Tosh und Livingston starteten eigene Solokarrieren. Bob Marley setzte andere Musiker ein, darunter auch seine Frau Rita, die zu den Backgroundsängerinnen "l-Threes", gehörte. Das Album "Natty Dread" von 1974 enthielt Marleys ersten weltweiten Single-Hit "No women, no cry" und verhalf ihm zu internationaler Berühmtheit.
Einige Reggae Musiker
Zu den ersten erfolgreichen Reggae-Musikern zählten, wie oft angenommen, nicht die Wailers, die aus Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Livingston bestanden. Häufig werden "Toots and the Maurers" als erste bekannte ReggaeBand erwähnt. Frederick "Toots" Hibbert, Nathaniel "Jerry" Matthias und Ralphus "Raleigh" Gordon gründeten 1962 die "Vikings". Unter diesem Namen veröffentlichten sie Ska-Songs und arbeiteten für Sir Coxsone, Prince Buster, Leslie Kong und andere Grössen des jamaicanischen Musikbusiness. 1968 entstand ihr Song "Do the Reggay". Wo der Begriff "Reggae" seinen Ursprung hat, ist zwar umstritten, jedoch haben ihn die "Maytals" mit ihrem Titel gekannt gemacht. Bedeutend für die Entwicklung des Reggae war auch Lee Perry, welcher mit Prince Buster, der in allen Etappen der Musikgeschichte Jamaicas ab den Soundsystems vertreten war, und Toots zu den beliebtesten Sängern der Jamaicaner und der Londoner Skinhead Szene gehörte. Perry war Arrangeur, Produzent und vor allem ein Könner am Mischpult. Mit seinen "Upsetters" landete er einige der ersten Reggae-Hits, wie z. B. "Return of the Django". Seine Lieder gaben dem Reggae immer wieder neue Anstösse. Viele Reggae-Interpreten arbeiteten mit ihm zusammen, darunter Bob Marley and the Wailers. Es gäbe noch viele Reggae-Interpreten zu nennen, die auf den karibischen Inseln auch Hits in den Charts hatten wie Jimmy Cliff mit "Wonderful world, wonderful people" (1968) und Desmond Dekker, für den Cliff Songs wie "Many rivers to cross" schrieb. Aber der Erfolg dieser Sänger reichte noch nicht aus, um dem Reggae zum internationalen Durchbruch zu verhelfen.
In diesem Abschnitt soll kurz auf Bob Marleys Bedeutung für den Rastafarianismus und die Reggae-Szene eingegangen werden und auf die Botschaft seiner Musik, da seine Hits bekannt sein dürften und es hier zu weit führen würde, auf jeden einzelnen einzugehen (obwohl sie es natürlich wert wären). Marleys Texte werden von drei Themen beherrscht: erstens die Botschaft der Rastafaris ("Redemption Song", "Exodus"), zweitens sozialkritische Aspekte ("Get up, stand up" - allerdings geschrieben von Tosh) und an dritter Stelle Liebeslieder ("Kaya","ls this love"). Ohne Bob Marley wären die Rastafari-Ideologien nie so sehr verbreitet worden. Für ihn selbst war es ein besonderes Anliegen, die Botschaft der Rastas bekannt zu machen, um den Schwarzen überall zu helfen, ihr Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten, die Hoffnung auf Befreiung aus ihrer Unterdrückung und miserablen Lage nicht aufzugeben und - vor allem - die Schwarzen dazu aufzurufen, untereinander solidarisch zu sein. Obwohl er durch seine Musik sehr reicht wurde, vergass er niemals die Philosophie der Rastas. Für einen reichen Mann lebte er spartanisch und hielt sich an die Regeln seiner Religion. Trotz seiner Berühmtheit versteckte er sich nicht in einer Villa, die von bis an die Zäune bewaffneten Männern bewacht wurde, sondern konnte jederzeit von jedem besucht werden. Er sah sich selber nicht als Superstar, sondern als Werkzeug Jahs: "I've just come to God's work. 1 lived for a long time without money, before 1 started to make money, but my work isn't aimed to becoming a star, and I'm making sure my life don't go towards material vanity. 1 know what you are saying, and 1 won't deny that at time 1 get a certain enjoyment out of success, but it's wordly enjoyment, an 1 don't really need it, because it destroys-you" (Bob Marley). Bob war in Trenchtown aufgewachsen, er kannte die Probleme der Bewohner und konnte sie, wie kaum ein anderer, in seinen Texten ausdrücken. Oft klagt er die sozialen Bedingungen an und droht den - meist weissen - Unterdrückern mit ihrem Untergang in Songs wie "Crazy Baldhead" und "Slavedriver". Er unterstützte die schwarzafrikanische Freiheitsbewegung, jedoch wirkte er nie militant, ganz im Gegensatz zu Peter Tosh. Er trat mit viel Charisma auf und zieht Schwarze wie auch Weisse auch noch 17 Jahre nachdem er dem Krebs am 11. Mai 1981 erlag in seinen Bann. Die meisten Europäer und Amerikaner dürften seine Botschaft nicht immer verstanden haben, aber sie liebten seine Musik. Für viele Schwarze bleibt er ein Vorbild. Er hat gezeigt, dass man es auch von ganz unten kommend schaffen kann, frei und unabhängig zu sein. Sie können sich mit seinen Texten identifizieren, denn Bob wusste wovon er sang. Für die Rastafaris bleibt er unsterblich (denn Rastaman stirbt nie). Auch heute noch sprechen sie ehrfurchtsvoll von "Mista Marley", welcher das wichtigste Sprachrohr ihrer Religion war und immer noch ist.
Der Werdegang Bob Marleys und der Wailers
Geboren wurde Robert Nesta Marley als Sohn des britischen Offiziers Norman Marley und der Jamaicanerin Cedella Booker im Februar 1945 in St. Ann, Jamaica. Mit 14 Jahren lernte er das harte Leben der Slums Kingstons in Trenchtown kennen, mit seiner Gewalt, der Prostitution, dem Drogenhandel. Schon im Alter von 16 Jahren nahm er seine erste Schallplatte "Judge not" auf, die sich als Flop herausstellte. Auch der zweite Versuch, unter der Aufsicht Leslie Kongs, scheiterte. Bob beschloss, zu seiner Lehrstelle als Schweisser zurückzukehren, wo er über Desmond Dekker den damaligen Star Jimmy Cliff kennenlernte. 1964 wagte er wieder den Schritt ins Musikgeschäft und gründete zusammen mit Hubert McIntosh (später Peter Tosh) und Bunny Livingston (später Bunny Wailer) die "Wailing Wetters". Zunächst lernten sie die Grundbegriffe des Ska und wurden von dem Sänger Joe Higgs immer wieder ermutigt, neue Stücke zu schreiben und das Üben kontinuierlich weiterzuführen, Ihr erster Ska-Song "Simmer Down" richtete sich an die Rude-Boys und war in Jamaica sehr erfolgreich.
Obwohl die Wailers einige Hits landen konnten, bedeutete das noch lange nicht, dass ihre finanzielle Lage gesichert war, denn zahlreiche talentierte Musiker standen vor den Studios Schlange und waren bereit, ihre Stücke für wenige Dollars aufnehmen zu lassen. Bob ging in die USA, um dort einen neuen Anfang zu machen. Doch das Leben dort sagte ihm nicht zu, und er kehrte 1968 nach Jamaica zu den Wailers zurück. Nach erneuten Anfangsschwierigkeiten trafen sie 1969 auf Lee Perry, der ihr Produzent werden sollte. Mit Perrys Hilfe entstanden "Small Axe", "Duppy Conqueror", "Soul rebel" und "African herbsman", welche sehr erfolgreich werden sollten. Die Wailers lösten mit ihrem Roots Reggae endgültig den Ska und den Rocksteady ab. 1969 wandten sich Bob und Bunny der Rastafari-Bewegung zu und die Texte wurden politischer und griffen auch Rastafari-Themen auf, die das jamaicanische System anklagten. Als sie 1971 auf den Produzenten Chris Blackwell stiessen, welcher der Besitzer des britischen Labels "Island Record" war, bot Blackwell ihnen als erste Reggae-Gruppe modernste Studiotechnik zu ihrer freien Verfügung. Sie prduzierten das Album "Catch a fire", welches sie in den USA und Europa bekannt machte. Aufgrund einiger Probleme mit Peter - er weigerte sich, sich von einer europäischen Plattenfirma vermarkten zu lassen - trennten sich die Wailers 1974. Tosh und Livingston starteten eigene Solokarrieren. Bob Marley setzte andere Musiker ein, darunter auch seine Frau Rita, die zu den Backgroundsängerinnen "l-Threes", gehörte. Das Album "Natty Dread" von 1974 enthielt Marleys ersten weltweiten Single-Hit "No women, no cry" und verhalf ihm zu internationaler Berühmtheit.
Einige Reggae Musiker
Zu den ersten erfolgreichen Reggae-Musikern zählten, wie oft angenommen, nicht die Wailers, die aus Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Livingston bestanden. Häufig werden "Toots and the Maurers" als erste bekannte ReggaeBand erwähnt. Frederick "Toots" Hibbert, Nathaniel "Jerry" Matthias und Ralphus "Raleigh" Gordon gründeten 1962 die "Vikings". Unter diesem Namen veröffentlichten sie Ska-Songs und arbeiteten für Sir Coxsone, Prince Buster, Leslie Kong und andere Grössen des jamaicanischen Musikbusiness. 1968 entstand ihr Song "Do the Reggay". Wo der Begriff "Reggae" seinen Ursprung hat, ist zwar umstritten, jedoch haben ihn die "Maytals" mit ihrem Titel gekannt gemacht. Bedeutend für die Entwicklung des Reggae war auch Lee Perry, welcher mit Prince Buster, der in allen Etappen der Musikgeschichte Jamaicas ab den Soundsystems vertreten war, und Toots zu den beliebtesten Sängern der Jamaicaner und der Londoner Skinhead Szene gehörte. Perry war Arrangeur, Produzent und vor allem ein Könner am Mischpult. Mit seinen "Upsetters" landete er einige der ersten Reggae-Hits, wie z. B. "Return of the Django". Seine Lieder gaben dem Reggae immer wieder neue Anstösse. Viele Reggae-Interpreten arbeiteten mit ihm zusammen, darunter Bob Marley and the Wailers. Es gäbe noch viele Reggae-Interpreten zu nennen, die auf den karibischen Inseln auch Hits in den Charts hatten wie Jimmy Cliff mit "Wonderful world, wonderful people" (1968) und Desmond Dekker, für den Cliff Songs wie "Many rivers to cross" schrieb. Aber der Erfolg dieser Sänger reichte noch nicht aus, um dem Reggae zum internationalen Durchbruch zu verhelfen.
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Der politische Aspekt des Reggae
Die Länder der Dritten Welt haben eine hohe Analphabetenquote. Deshalb ist der Rundfunk eine wichtige Informationsquelle der Bevölkerung. Da fast täglich in Jamaica neue Reggae-Platten mit Texten zu aktuellen Themen gepreßt und darin die Geschehnisse des Tages kritisch analysiert und kommentiert werden, fungiert der Reggae beinahe besser als eine Tageszeitung. Die Westinder hören die Titel mehrmals am Tag, reden und reflektieren über sie.
Neben zwischenmenschlichen Beziehungen, Kultur und Ökonomie wird auch die Politik im Reggae thematisiert. Die Texte versuchen die Zuhörer dazu zu bewegen, sich gegen ihre scheinbar aussichtslose Situation aufzulehnen und ihnen die Gründe für diese Lage aufzuzeigen. Die wirtschaftliche Situation der aus der Unterschicht kommenden Jamaicaner wird von der Politik nämlich bedeutend beeinflußt. Außerdem hatten und haben die Schwarzen - besonders in Grossbritannien - unter der Benachteiligung in der Gesellschaft sehr zu leiden.
Einen Beweis, in welchem Maße der Reggae im politischen Alltag wirkt und auch in Interessen der Außenpolitik eine Rolle spielt, liefern das versuchte Attentat auf Bob Marley 1976, weiches wahrscheinlich im Auftrag des CIA geschah und der noch ungeklärte Mord an dem weitaus militanteren und aggressiveren Peter Tosh im Jahre 1987. Das "One-love-Konzert" vom 22. April 1978 im Nationalstadion in Kingstown ist wohl das deutlichste Beispiel für die Wirkung des Reggae in der politischen Praxis:
Jamaica hatte sich in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand befunden: "Eine Bande plünderte und mordete im Namen von Manleys People National Party, welche im Verdacht stand, intime Kontakte zu Kuba zu unterhalten. Eine andere Bande tat das gleiche für die oppositionelle Jamaican Labour Party Seagas, welche CIA-Umtriebe auf Jamaica unterstützt haben soll." Um dem Terror ein Ende zu bereiten, beschlossen die führenden Politiker einen Friedensschluß, der von einem Konzert besiegelt werden sollte. Bob Marley wurde dringlich gebeten, aufzutreten.
Bei seinem Auftritt reichten sich Oppositionsführer Seaga und Premierminister Manley unter Marleys Anleitung die Hände. Danach gingen tatsächlich die Gewalttätigkeiten zurück. Bob Marley bekam den Friedensnobelpreis der Dritten Welt.
Schlußbetrachtung
Der Reggae entwickelte im Laufe der zwei Jahrzehnte nach dem Tode Bob Marleys neue musikalische Richtungen. Durch Verwendung neuer technischer Möglichkeiten, wie z.B. Synthesizer, Sequencer, programmierbare Trommelmaschinen etc., entstand der sogenannte Dance-Hall-Style, welcher von Shabba Ranks, Ninjaman u.a. gespielt wird, häufig mit Texten über Frauen, Liebe und Gewalt. Hier ist der Reggae wirklich Ausdruck karibischer Lebensfreude. Der Pop-Style wird von Elementen der PopMusik beeinflußt und ist vertreten bei Ziggy Marley und UB40. Einen weiteren Stil, den Lover's Rock, pflegen z.B. Maxi Priest und Garnet Silk. Auch in England entstand ein neuer Reggae-Stil, der häufig mit Rockelementen durchsetzt ist und besonders Probleme der Jugendlichen Grossbritanniens aufgreift, wie z.B. bei den Gruppen "Aswad" und "Steel Pulse". Die neuesten Stile sind Raggamuff in, welcher sich an den amerikanischen Hip-Hop anlehnt und durch seinen speziellen Gesang an das Toasting der DubMusic erinnert, und der in GB entstandene, sehr schnelle Jungle, eine Verbindung aus Breakbeat und dem Raggamuff in.
Neben den neuen Stilen jedoch erfährt der Roots-Reggae, die ursprünglichste Form des Reggae, von dem sich die anderen Stile ableiten und den Bob Marley bekannt gemacht hat, eine Wiederentdeckung. Sänger wie Natty Dread und Lucky Dube beziehen sich nicht nur musikalisch, sondern auch in ihren Texten auf Bob Marley und greifen wieder Rastafari Themen auf.
In der Geschichte des Reggae kann man Jamaicas politische, religiöse und geistige Entwicklung reflektiert sehen. Hier zeigt sich, daß sich nicht jede musikalische Richtung der "U-Musik" als gehaltlos aufgefasst und als "plätschernde Hintergrundsmusik" abgetan werden kann.
Die Länder der Dritten Welt haben eine hohe Analphabetenquote. Deshalb ist der Rundfunk eine wichtige Informationsquelle der Bevölkerung. Da fast täglich in Jamaica neue Reggae-Platten mit Texten zu aktuellen Themen gepreßt und darin die Geschehnisse des Tages kritisch analysiert und kommentiert werden, fungiert der Reggae beinahe besser als eine Tageszeitung. Die Westinder hören die Titel mehrmals am Tag, reden und reflektieren über sie.
Neben zwischenmenschlichen Beziehungen, Kultur und Ökonomie wird auch die Politik im Reggae thematisiert. Die Texte versuchen die Zuhörer dazu zu bewegen, sich gegen ihre scheinbar aussichtslose Situation aufzulehnen und ihnen die Gründe für diese Lage aufzuzeigen. Die wirtschaftliche Situation der aus der Unterschicht kommenden Jamaicaner wird von der Politik nämlich bedeutend beeinflußt. Außerdem hatten und haben die Schwarzen - besonders in Grossbritannien - unter der Benachteiligung in der Gesellschaft sehr zu leiden.
Einen Beweis, in welchem Maße der Reggae im politischen Alltag wirkt und auch in Interessen der Außenpolitik eine Rolle spielt, liefern das versuchte Attentat auf Bob Marley 1976, weiches wahrscheinlich im Auftrag des CIA geschah und der noch ungeklärte Mord an dem weitaus militanteren und aggressiveren Peter Tosh im Jahre 1987. Das "One-love-Konzert" vom 22. April 1978 im Nationalstadion in Kingstown ist wohl das deutlichste Beispiel für die Wirkung des Reggae in der politischen Praxis:
Jamaica hatte sich in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand befunden: "Eine Bande plünderte und mordete im Namen von Manleys People National Party, welche im Verdacht stand, intime Kontakte zu Kuba zu unterhalten. Eine andere Bande tat das gleiche für die oppositionelle Jamaican Labour Party Seagas, welche CIA-Umtriebe auf Jamaica unterstützt haben soll." Um dem Terror ein Ende zu bereiten, beschlossen die führenden Politiker einen Friedensschluß, der von einem Konzert besiegelt werden sollte. Bob Marley wurde dringlich gebeten, aufzutreten.
Bei seinem Auftritt reichten sich Oppositionsführer Seaga und Premierminister Manley unter Marleys Anleitung die Hände. Danach gingen tatsächlich die Gewalttätigkeiten zurück. Bob Marley bekam den Friedensnobelpreis der Dritten Welt.
Schlußbetrachtung
Der Reggae entwickelte im Laufe der zwei Jahrzehnte nach dem Tode Bob Marleys neue musikalische Richtungen. Durch Verwendung neuer technischer Möglichkeiten, wie z.B. Synthesizer, Sequencer, programmierbare Trommelmaschinen etc., entstand der sogenannte Dance-Hall-Style, welcher von Shabba Ranks, Ninjaman u.a. gespielt wird, häufig mit Texten über Frauen, Liebe und Gewalt. Hier ist der Reggae wirklich Ausdruck karibischer Lebensfreude. Der Pop-Style wird von Elementen der PopMusik beeinflußt und ist vertreten bei Ziggy Marley und UB40. Einen weiteren Stil, den Lover's Rock, pflegen z.B. Maxi Priest und Garnet Silk. Auch in England entstand ein neuer Reggae-Stil, der häufig mit Rockelementen durchsetzt ist und besonders Probleme der Jugendlichen Grossbritanniens aufgreift, wie z.B. bei den Gruppen "Aswad" und "Steel Pulse". Die neuesten Stile sind Raggamuff in, welcher sich an den amerikanischen Hip-Hop anlehnt und durch seinen speziellen Gesang an das Toasting der DubMusic erinnert, und der in GB entstandene, sehr schnelle Jungle, eine Verbindung aus Breakbeat und dem Raggamuff in.
Neben den neuen Stilen jedoch erfährt der Roots-Reggae, die ursprünglichste Form des Reggae, von dem sich die anderen Stile ableiten und den Bob Marley bekannt gemacht hat, eine Wiederentdeckung. Sänger wie Natty Dread und Lucky Dube beziehen sich nicht nur musikalisch, sondern auch in ihren Texten auf Bob Marley und greifen wieder Rastafari Themen auf.
In der Geschichte des Reggae kann man Jamaicas politische, religiöse und geistige Entwicklung reflektiert sehen. Hier zeigt sich, daß sich nicht jede musikalische Richtung der "U-Musik" als gehaltlos aufgefasst und als "plätschernde Hintergrundsmusik" abgetan werden kann.
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Der Reggae
Der Reggae entwickelte sich zu Beginn der 1960er Jahre aus Ska, Rocksteady und Rasta-Musik zu der Zeit, als der Rocksteady seine Hochzeit hatte und auch der schnelle Ska in Jamaica häufig gespielt wurde. Der Übergang zum Reggae verlief fliessend. Die Texte behandeln alltägliche Lebenserfahrungen der Schwarten, nämlich ihr Leiden, ihre Unterdrückung und ihren Hass auf die Unterdrückungsgesellschaft. In seinen ersten Jahren wurde er von Musikern gespielt, die ihren Gefühlen Luft machen wollten und, unbeeinflusst von ausserjamaicanischer Musik, ihre eigene Musik spielten. Wie im Blues musste man den Reggae im Blut haben, um ihn spielen zu können. Der Reggae kam direkt aus dem Herzen der Menschen: "Reggae ist nichts anderes als Roots, Mann" (Bob Marley). Zunächst wurde der Reggae von der Ober- und Mittelschicht Jamaicas unterdrückt, da er als schwarze Ghettomusik bekannt war und die "bessere Gesellschaft" ihn mit "ganjarauchenden" Slumbewohnern, die von Jah, Rastafari und Revolution redeten, in Verbindung brachten. Im Rundfunk wurde er nur selten gespielt.
Die sogenannten Rude-Boys trugen zu der Abneigung gegenüber dem Reggae bei. Als Rude-Boys werden die vom Land in die Städte strömenden Kinder und Jugendliche bezeichnet. Sie kamen angelockt von der Vorstellung, es in der grossen Stadt zu etwas bringen zu können, wie Jimmy Cliff, Desmond Dekker und die Wailers. Aber Arbeitsplätze gab es nicht genug und die meisten jungen Leute landeten in Trenchtown. Dort spielten sie den Reggae, der ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Sie identifizierten sich mit Songs wie "Rude-Boy", "Teach them rudie" etc. von den Wailers. So wurde der Reggae zum Sprachrohr der Rudies Trenchtowns.
Um sich verständigen zu können, mussten die Jamaikaner die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.
Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.
Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.
Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbefreiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.
Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.
Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.
Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.
Der Reggae wird meistens der Pop- oder Rockmusik zugeteilt und mit ihr in das System der sogenannten "Unterhaltungsmusik" eingeordnet. Dieser wird häufig unterstellt, keine grossen Ansprüche an Gestalt und Gehalt zu stellen und überwiegend zu Geselligkeit, Vergnügen, Ablenkung und Erholung konsumiert zu werden. Der grösste Teil der weissen Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staat kennt die Geschichte, die Hintergründe und die Bedeutung des Reggae nicht, der für die Bewohner der westindischen Inseln den Beginn einer eigenen, eigenständigen Kultur darstellt.
Durch Jimmy Cliff und später Bob Marleys Rebel Music wurde der Reggae weltweit bekannt und hat sich seit Anfang der 1970er Jahre auch bei uns grosser Beliebtheit erfreut - ohne dass die Mehrheit die wahre Vielfalt der Botschaft des Reggae erkennt. Hinter dem Begriff "Reggae" steckt mehr als eine weitere Stilrichtung des Rock oder Pop und blosser Ausdruck karibischer Lebensfreude:
Er ist das wichtigste Medium der Rastafaris, er dient den Westindern als Informationsquelle und kommentiert, analysiert und kritisiert mit bedeutender Wirkung das politische Geschehen Jamaicas.
Auf den westindischen Inseln ist der Reggae weniger ein "ästhetisches, künstlerisches Phänomen", wie "U-Musik" in Europa und den USA hauptsächlich angesehen wird, sondern ist vielmehr ein Gegenstand des täglichen Lebens.
Zur Entstehung des Reggae
Der Reggae ist "schwarze Musik" pur. Ska, Rocksteady und Rasta-Musik sind seine direkten Vorläufer. Ska und Rocksteady entwickelten sich aus dem Boogie und dem Rythm'n'Blues der Afroamerikaner, und die Rasta-Musik gründet auf der afrikanischen Burru-Musik. Die Verschmelzung aller drei Stile führte Ende der 1960er Jahre zur Entstehung des Reggae.
Afrikanischer Einfluss und die Musik der Rastafaris
Als um 1517 die ersten Schwarzen von der Westküste Afrikas als Sklaven in die europäischen Kolonien auf den westindischen Inseln verschleppt wurden, blieb ihnen als einzige Verbindung zu ihrer Heimat und ihrer Kultur Musik, Tanz und Religion.
Da die Sklaven aus verschiedenen Kulturkreisen Afrikas stammten, mussten sie, um sich verständigen zu können, die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.
Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.
Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.
Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbef reiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.
Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.
Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.
Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.
Die Trommeln der Rasta-Musik
Die Rasta-Musik gab es bereits vor Ska, Rocksteady und Reggae. Ihre Grundelemente sind drei verschiedene Trommeln der Burru-Musik, die "Bass-Drum", die "Fundeh-Drum" und die "Repeater-Drum". Als "Riddims>~ werden die Beziehungen der Trommeln untereinander bezeichnet.
Die "Fundeh" hält den Rhythmus durchgehend, weshalb sie auch "lifeline-riddim" genannt wird, mit der Betonung auf dem ersten und dritten Schlag des Taktes oder auch je nach Thematik des Stückes auf dem zweiten und vierten. Die "Bass-Drum" wird ähnlich der "Fundeh" gespielt, ist jedoch variationsreicher im Rhythmus und im Klang.
Jede Trommel hat auch eine spirituelle Bedeutung: Der "Downbeat" eines Trommlers symbolisiert den Untergang der Unterdrückungsgesellschaft, wird aber mit dem "Upbeat" beantwortet, welcher das Wiederaufleben der Gesellschaft durch die Kraft der Rastafaris andeutet.
Westindische Volksmusik: Calypso, Mento
Neben den religiösen Folk-Songs (Burru-Musik, Kumina und ab Mitte der 1960er Jahre die Rasta-Musik) enstand Mitte des 19. Jahrhunderts auf Trinidad eine neue Musik ohne religiöse Funktion: der Calypso. Im Calypso verbanden sich afrikanische Elemente mit europäischer Volksmusik. Der Calypso verbreitete sich rasch auf den Inseln, wo er je nach den dort herrschenden musikalischen Einflüssen vielfältige Mischformen bildete. Harry Belafonte war in den 1950er Jahren wohl der bekannteste Vertreter des Calypso.
In Jamaicas Volksmusik, dem Mento, fanden sich neben Einflüssen des Calypso auch Elemente britischer FolkSongs. Der Mento war ursprünglich Begleitmusik für einen Tanz, bei dem sich die Hüften der Tanzpartner langsam bewegten. Aufgrund der sehr anzüglichen und eindeutigen Texten konnten manche Platten unter dem Druck der Kirche nur unter dem Ladentisch verkauft werden und durften im Rundfunk nicht gespielt werden. Da auch technische Möglichkeiten fehlten, wurde der Mento nicht weit verbreitet. Ein Bespiel für Musiker, die den Mento in unseren Tagen wieder aufnahmen, liefern die "Jolly Boys" mit ihrem Album "Berr Joint and Tailoring" (1991).
Soundsystem, Ska und Rocksteady
Durch die beginnende Industrialisierung Jamaicas in den 1950er Jahren (Bauxitabbau, Zucker- und Melasseexport) kamen Transistorradios nach Jamaica. Mit diesen konnten die Jamaicaner in klaren Nächten USamerikanische Sender empfangen, die den in Mode gekommenen Rhythm'n Blues spielten, dessen Hauptvertreter unter anderen Chuck Berry, Fats Domino und Charles Brown waren. Der Rhythmus des Rhythm'n Blues war dem des Mento ähnlich: seine Betonung liegt ebenfalls auf dem zweiten und vierten Taktteil, dem "Afterbeat".
Die Jamaicaner liebten diese Musik und konnten neue Hits kaum erwarten. Da die jamaicanischen Sender immer noch hauptsächlich Calypso und Mento sendeten, wurde das Verlangen nach importierten Singles immer grösser. Viele Jamaicaner jedoch konnten sich diese häufig nicht leisten und ausserdem vertrieben nur wenige Elektroläden die begehrte Ware. Um wenigstens einige Platten verkaufen zu können, installierten die Besitzer dieser Läden Anlagen auf Lkws. Ein Discjockey fuhr mit dem sogenannten "Soundsystern", welches im Grunde aus einem Lautsprecher, einem Verstärker, einem Plattenspieler und einem Mikrophon für den Soundsystemman bestand, auf das Land und in die Städte. Die Soundsystemmen konkurrierten auf der Strasse lautstark miteinander. Aus diesen Strassenfesten, bei denen sich immer eine grosse Menschenmenge versammelte, entwickelten sich der Dee-Jayund Dub-Sound. Darunter wird das Ueberspielen und Kommentieren eines Songs durch den Discjockey verstanden, das sogenannte "Toasting". Bekannte Vertreter waren beispielsweise Sir Coxsone, von dem die Idee des "Toasting" stammte, Prince Buster und Duke Reid. Spätere Grössen des Dub-Stils wie U-Roy, Dennis Alcapone und Lee "Scratch" Perry, der Bob Marleys Lehrer werden sollte, lernten von den "grossen Meistern".
Um 1960 riss der Strom, der aus den USA kommenden Rhythm'n Blues-Platten ab, da in den USA der Rock'n'Roll die Zeit des Rhythm'n Blues beendete, wobei die Jamaicaner weiterhin den Rhythm'n Blues bevorzugten. Nun versickerte aber der Plattennachschub aus den USA, was beinahe den Untergang der Soundsystems bedeutete. Die Soundsystemmen jedoch wussten sich zu helfen, indem sie eigene Studios eröffneten und mit jamaicanischen Musikern Platten produzierten. Auf diese Weise wurde ein neuer Musikstil geboren: der Ska.
Der Rhythm'n Blues verschmolz mit dem "Rasta Drumming" und mit Einflüssen des Boogie-Woogies, was den schnellen, hüpfenden Ska-Rhythmus mit seinen charakteristischen "Afterbeats" (die Nachschläge auf den UND-Zählzeiten des Vier-Viertel-Taktes) hervorbrachte. Der Rhythmus wird von Jazz-inspirierten Bläsereinsätzen überlagert und animiert zum Tanzen. Gespielt wird hauptsächlich in Dur-Tonarten.
Einer der ersten Musiker, die in diesem Stil komponierten, war der von Chris Blackwell produzierte Laurel Aitken. Seine Hits "Little Sheila" (1958) und "Boogie in my Bones" (1960) werden als die ersten Ska-Titel überhaupt bezeichnet. Obwohl sich der Ska auf Jamaica grosser Beliebtheit erfreute, blieb er bis 1964 in Grossbritannien unbeachtet. Erst als Chris Blackwell, ein auf Jamaica geborener weisser Produzent eine Ska-Nummer mit Millie Small aufnahm, kam es auch in GB zum Durchbruch des Ska. Wichtig für die britische Ska-Szene war Prince Buster, vor allem beliebt bei britischen Jugendlichen der Skinhead Szene, dessen Songs auf dem britischen BlueBeat-Label vertrieben wurden. Allmählich entwickelte sich aus dem Ska Ende der 1980er Jahre ein neuer Musikstil mit deutlich langsameren Rhythmus - der Rocksteady. Die Musik schien den Geisteswandel der Zeit zu reflektieren. Nach dem Optimismus, welcher der Unabhängigkeit von 1962 folgte, trat eine Zeit der Frustration und sozialer Depression ein. Der Sound wurde "steadier", weniger Instrumente wurden verwendet, die Sänger traten stärker hervor und die Bläser in den Hintergrund. Den Takt zählte man nun in Halben statt in Vierteln. Auch die Thematik der Texte änderte sich. Wohingegen im Ska fast ausschliesslich von Liebe gesungen wurde, thematisierte der Rocksteady Ghetto, Leiden, Rude-Boy, Gewalt und Ueberleben, politische und soziale Probleme. Die Sänger brachten also eigene Erfahrungen zum Ausdruck. Die Zuhörer konnten sich mit ihnen identifizieren. Erfolgreiche Rocksteady-Interpreten waren z. B. der von Duke Reid produzierte Alton Ellis, welcher dem Rocksteady mit seinem Song "Do the rock steady" einen Namen gab, The Melodians, The Paragons und Freddie McGregor.
Der Rhythmus des Reggae
Grundlage des Reggae ist der Vier-Viertel-Takt mit der Betonung auf dem zweiten und vierten Taktschlag. Überlagert wird sie von einer variationenreichen Rhythmik. Die Betonungsverschiebung erzeugt ein andauerndes Spannungsmoment, welches erst im synkopierten, verzögerten "One-Drop", dem "Afterbeat", wieder aufgelöst wird. Der Bass hingegen wirkt hypnotisch-beruhigend. In ihm sind die unablässigen Spannungsmomente eingebettet. Oft wird der Reggae im Gegensatz zum Ska und Rocksteady in Molltonart gespielt. Aus einfachen Mitteln wird dieser Rhythmus erzeugt, was bezeichnend für die Kultur eines Drittweltstaates ist, welche geprägt ist von materiellem Mangel.
Der Reggae entwickelte sich zu Beginn der 1960er Jahre aus Ska, Rocksteady und Rasta-Musik zu der Zeit, als der Rocksteady seine Hochzeit hatte und auch der schnelle Ska in Jamaica häufig gespielt wurde. Der Übergang zum Reggae verlief fliessend. Die Texte behandeln alltägliche Lebenserfahrungen der Schwarten, nämlich ihr Leiden, ihre Unterdrückung und ihren Hass auf die Unterdrückungsgesellschaft. In seinen ersten Jahren wurde er von Musikern gespielt, die ihren Gefühlen Luft machen wollten und, unbeeinflusst von ausserjamaicanischer Musik, ihre eigene Musik spielten. Wie im Blues musste man den Reggae im Blut haben, um ihn spielen zu können. Der Reggae kam direkt aus dem Herzen der Menschen: "Reggae ist nichts anderes als Roots, Mann" (Bob Marley). Zunächst wurde der Reggae von der Ober- und Mittelschicht Jamaicas unterdrückt, da er als schwarze Ghettomusik bekannt war und die "bessere Gesellschaft" ihn mit "ganjarauchenden" Slumbewohnern, die von Jah, Rastafari und Revolution redeten, in Verbindung brachten. Im Rundfunk wurde er nur selten gespielt.
Die sogenannten Rude-Boys trugen zu der Abneigung gegenüber dem Reggae bei. Als Rude-Boys werden die vom Land in die Städte strömenden Kinder und Jugendliche bezeichnet. Sie kamen angelockt von der Vorstellung, es in der grossen Stadt zu etwas bringen zu können, wie Jimmy Cliff, Desmond Dekker und die Wailers. Aber Arbeitsplätze gab es nicht genug und die meisten jungen Leute landeten in Trenchtown. Dort spielten sie den Reggae, der ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Sie identifizierten sich mit Songs wie "Rude-Boy", "Teach them rudie" etc. von den Wailers. So wurde der Reggae zum Sprachrohr der Rudies Trenchtowns.
Um sich verständigen zu können, mussten die Jamaikaner die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.
Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.
Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.
Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbefreiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.
Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.
Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.
Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.
Der Reggae wird meistens der Pop- oder Rockmusik zugeteilt und mit ihr in das System der sogenannten "Unterhaltungsmusik" eingeordnet. Dieser wird häufig unterstellt, keine grossen Ansprüche an Gestalt und Gehalt zu stellen und überwiegend zu Geselligkeit, Vergnügen, Ablenkung und Erholung konsumiert zu werden. Der grösste Teil der weissen Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staat kennt die Geschichte, die Hintergründe und die Bedeutung des Reggae nicht, der für die Bewohner der westindischen Inseln den Beginn einer eigenen, eigenständigen Kultur darstellt.
Durch Jimmy Cliff und später Bob Marleys Rebel Music wurde der Reggae weltweit bekannt und hat sich seit Anfang der 1970er Jahre auch bei uns grosser Beliebtheit erfreut - ohne dass die Mehrheit die wahre Vielfalt der Botschaft des Reggae erkennt. Hinter dem Begriff "Reggae" steckt mehr als eine weitere Stilrichtung des Rock oder Pop und blosser Ausdruck karibischer Lebensfreude:
Er ist das wichtigste Medium der Rastafaris, er dient den Westindern als Informationsquelle und kommentiert, analysiert und kritisiert mit bedeutender Wirkung das politische Geschehen Jamaicas.
Auf den westindischen Inseln ist der Reggae weniger ein "ästhetisches, künstlerisches Phänomen", wie "U-Musik" in Europa und den USA hauptsächlich angesehen wird, sondern ist vielmehr ein Gegenstand des täglichen Lebens.
Zur Entstehung des Reggae
Der Reggae ist "schwarze Musik" pur. Ska, Rocksteady und Rasta-Musik sind seine direkten Vorläufer. Ska und Rocksteady entwickelten sich aus dem Boogie und dem Rythm'n'Blues der Afroamerikaner, und die Rasta-Musik gründet auf der afrikanischen Burru-Musik. Die Verschmelzung aller drei Stile führte Ende der 1960er Jahre zur Entstehung des Reggae.
Afrikanischer Einfluss und die Musik der Rastafaris
Als um 1517 die ersten Schwarzen von der Westküste Afrikas als Sklaven in die europäischen Kolonien auf den westindischen Inseln verschleppt wurden, blieb ihnen als einzige Verbindung zu ihrer Heimat und ihrer Kultur Musik, Tanz und Religion.
Da die Sklaven aus verschiedenen Kulturkreisen Afrikas stammten, mussten sie, um sich verständigen zu können, die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.
Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.
Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.
Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbef reiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.
Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.
Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.
Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.
Die Trommeln der Rasta-Musik
Die Rasta-Musik gab es bereits vor Ska, Rocksteady und Reggae. Ihre Grundelemente sind drei verschiedene Trommeln der Burru-Musik, die "Bass-Drum", die "Fundeh-Drum" und die "Repeater-Drum". Als "Riddims>~ werden die Beziehungen der Trommeln untereinander bezeichnet.
Die "Fundeh" hält den Rhythmus durchgehend, weshalb sie auch "lifeline-riddim" genannt wird, mit der Betonung auf dem ersten und dritten Schlag des Taktes oder auch je nach Thematik des Stückes auf dem zweiten und vierten. Die "Bass-Drum" wird ähnlich der "Fundeh" gespielt, ist jedoch variationsreicher im Rhythmus und im Klang.
Jede Trommel hat auch eine spirituelle Bedeutung: Der "Downbeat" eines Trommlers symbolisiert den Untergang der Unterdrückungsgesellschaft, wird aber mit dem "Upbeat" beantwortet, welcher das Wiederaufleben der Gesellschaft durch die Kraft der Rastafaris andeutet.
Westindische Volksmusik: Calypso, Mento
Neben den religiösen Folk-Songs (Burru-Musik, Kumina und ab Mitte der 1960er Jahre die Rasta-Musik) enstand Mitte des 19. Jahrhunderts auf Trinidad eine neue Musik ohne religiöse Funktion: der Calypso. Im Calypso verbanden sich afrikanische Elemente mit europäischer Volksmusik. Der Calypso verbreitete sich rasch auf den Inseln, wo er je nach den dort herrschenden musikalischen Einflüssen vielfältige Mischformen bildete. Harry Belafonte war in den 1950er Jahren wohl der bekannteste Vertreter des Calypso.
In Jamaicas Volksmusik, dem Mento, fanden sich neben Einflüssen des Calypso auch Elemente britischer FolkSongs. Der Mento war ursprünglich Begleitmusik für einen Tanz, bei dem sich die Hüften der Tanzpartner langsam bewegten. Aufgrund der sehr anzüglichen und eindeutigen Texten konnten manche Platten unter dem Druck der Kirche nur unter dem Ladentisch verkauft werden und durften im Rundfunk nicht gespielt werden. Da auch technische Möglichkeiten fehlten, wurde der Mento nicht weit verbreitet. Ein Bespiel für Musiker, die den Mento in unseren Tagen wieder aufnahmen, liefern die "Jolly Boys" mit ihrem Album "Berr Joint and Tailoring" (1991).
Soundsystem, Ska und Rocksteady
Durch die beginnende Industrialisierung Jamaicas in den 1950er Jahren (Bauxitabbau, Zucker- und Melasseexport) kamen Transistorradios nach Jamaica. Mit diesen konnten die Jamaicaner in klaren Nächten USamerikanische Sender empfangen, die den in Mode gekommenen Rhythm'n Blues spielten, dessen Hauptvertreter unter anderen Chuck Berry, Fats Domino und Charles Brown waren. Der Rhythmus des Rhythm'n Blues war dem des Mento ähnlich: seine Betonung liegt ebenfalls auf dem zweiten und vierten Taktteil, dem "Afterbeat".
Die Jamaicaner liebten diese Musik und konnten neue Hits kaum erwarten. Da die jamaicanischen Sender immer noch hauptsächlich Calypso und Mento sendeten, wurde das Verlangen nach importierten Singles immer grösser. Viele Jamaicaner jedoch konnten sich diese häufig nicht leisten und ausserdem vertrieben nur wenige Elektroläden die begehrte Ware. Um wenigstens einige Platten verkaufen zu können, installierten die Besitzer dieser Läden Anlagen auf Lkws. Ein Discjockey fuhr mit dem sogenannten "Soundsystern", welches im Grunde aus einem Lautsprecher, einem Verstärker, einem Plattenspieler und einem Mikrophon für den Soundsystemman bestand, auf das Land und in die Städte. Die Soundsystemmen konkurrierten auf der Strasse lautstark miteinander. Aus diesen Strassenfesten, bei denen sich immer eine grosse Menschenmenge versammelte, entwickelten sich der Dee-Jayund Dub-Sound. Darunter wird das Ueberspielen und Kommentieren eines Songs durch den Discjockey verstanden, das sogenannte "Toasting". Bekannte Vertreter waren beispielsweise Sir Coxsone, von dem die Idee des "Toasting" stammte, Prince Buster und Duke Reid. Spätere Grössen des Dub-Stils wie U-Roy, Dennis Alcapone und Lee "Scratch" Perry, der Bob Marleys Lehrer werden sollte, lernten von den "grossen Meistern".
Um 1960 riss der Strom, der aus den USA kommenden Rhythm'n Blues-Platten ab, da in den USA der Rock'n'Roll die Zeit des Rhythm'n Blues beendete, wobei die Jamaicaner weiterhin den Rhythm'n Blues bevorzugten. Nun versickerte aber der Plattennachschub aus den USA, was beinahe den Untergang der Soundsystems bedeutete. Die Soundsystemmen jedoch wussten sich zu helfen, indem sie eigene Studios eröffneten und mit jamaicanischen Musikern Platten produzierten. Auf diese Weise wurde ein neuer Musikstil geboren: der Ska.
Der Rhythm'n Blues verschmolz mit dem "Rasta Drumming" und mit Einflüssen des Boogie-Woogies, was den schnellen, hüpfenden Ska-Rhythmus mit seinen charakteristischen "Afterbeats" (die Nachschläge auf den UND-Zählzeiten des Vier-Viertel-Taktes) hervorbrachte. Der Rhythmus wird von Jazz-inspirierten Bläsereinsätzen überlagert und animiert zum Tanzen. Gespielt wird hauptsächlich in Dur-Tonarten.
Einer der ersten Musiker, die in diesem Stil komponierten, war der von Chris Blackwell produzierte Laurel Aitken. Seine Hits "Little Sheila" (1958) und "Boogie in my Bones" (1960) werden als die ersten Ska-Titel überhaupt bezeichnet. Obwohl sich der Ska auf Jamaica grosser Beliebtheit erfreute, blieb er bis 1964 in Grossbritannien unbeachtet. Erst als Chris Blackwell, ein auf Jamaica geborener weisser Produzent eine Ska-Nummer mit Millie Small aufnahm, kam es auch in GB zum Durchbruch des Ska. Wichtig für die britische Ska-Szene war Prince Buster, vor allem beliebt bei britischen Jugendlichen der Skinhead Szene, dessen Songs auf dem britischen BlueBeat-Label vertrieben wurden. Allmählich entwickelte sich aus dem Ska Ende der 1980er Jahre ein neuer Musikstil mit deutlich langsameren Rhythmus - der Rocksteady. Die Musik schien den Geisteswandel der Zeit zu reflektieren. Nach dem Optimismus, welcher der Unabhängigkeit von 1962 folgte, trat eine Zeit der Frustration und sozialer Depression ein. Der Sound wurde "steadier", weniger Instrumente wurden verwendet, die Sänger traten stärker hervor und die Bläser in den Hintergrund. Den Takt zählte man nun in Halben statt in Vierteln. Auch die Thematik der Texte änderte sich. Wohingegen im Ska fast ausschliesslich von Liebe gesungen wurde, thematisierte der Rocksteady Ghetto, Leiden, Rude-Boy, Gewalt und Ueberleben, politische und soziale Probleme. Die Sänger brachten also eigene Erfahrungen zum Ausdruck. Die Zuhörer konnten sich mit ihnen identifizieren. Erfolgreiche Rocksteady-Interpreten waren z. B. der von Duke Reid produzierte Alton Ellis, welcher dem Rocksteady mit seinem Song "Do the rock steady" einen Namen gab, The Melodians, The Paragons und Freddie McGregor.
Der Rhythmus des Reggae
Grundlage des Reggae ist der Vier-Viertel-Takt mit der Betonung auf dem zweiten und vierten Taktschlag. Überlagert wird sie von einer variationenreichen Rhythmik. Die Betonungsverschiebung erzeugt ein andauerndes Spannungsmoment, welches erst im synkopierten, verzögerten "One-Drop", dem "Afterbeat", wieder aufgelöst wird. Der Bass hingegen wirkt hypnotisch-beruhigend. In ihm sind die unablässigen Spannungsmomente eingebettet. Oft wird der Reggae im Gegensatz zum Ska und Rocksteady in Molltonart gespielt. Aus einfachen Mitteln wird dieser Rhythmus erzeugt, was bezeichnend für die Kultur eines Drittweltstaates ist, welche geprägt ist von materiellem Mangel.
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