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Der Reggae

Der Reggae entwickelte sich zu Beginn der 1960er Jahre aus Ska, Rocksteady und Rasta-Musik zu der Zeit, als der Rocksteady seine Hochzeit hatte und auch der schnelle Ska in Jamaica häufig gespielt wurde. Der Übergang zum Reggae verlief fliessend. Die Texte behandeln alltägliche Lebenserfahrungen der Schwarten, nämlich ihr Leiden, ihre Unterdrückung und ihren Hass auf die Unterdrückungsgesellschaft. In seinen ersten Jahren wurde er von Musikern gespielt, die ihren Gefühlen Luft machen wollten und, unbeeinflusst von ausserjamaicanischer Musik, ihre eigene Musik spielten. Wie im Blues musste man den Reggae im Blut haben, um ihn spielen zu können. Der Reggae kam direkt aus dem Herzen der Menschen: "Reggae ist nichts anderes als Roots, Mann" (Bob Marley). Zunächst wurde der Reggae von der Ober- und Mittelschicht Jamaicas unterdrückt, da er als schwarze Ghettomusik bekannt war und die "bessere Gesellschaft" ihn mit "ganjarauchenden" Slumbewohnern, die von Jah, Rastafari und Revolution redeten, in Verbindung brachten. Im Rundfunk wurde er nur selten gespielt.

Die sogenannten Rude-Boys trugen zu der Abneigung gegenüber dem Reggae bei. Als Rude-Boys werden die vom Land in die Städte strömenden Kinder und Jugendliche bezeichnet. Sie kamen angelockt von der Vorstellung, es in der grossen Stadt zu etwas bringen zu können, wie Jimmy Cliff, Desmond Dekker und die Wailers. Aber Arbeitsplätze gab es nicht genug und die meisten jungen Leute landeten in Trenchtown. Dort spielten sie den Reggae, der ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Sie identifizierten sich mit Songs wie "Rude-Boy", "Teach them rudie" etc. von den Wailers. So wurde der Reggae zum Sprachrohr der Rudies Trenchtowns.

Um sich verständigen zu können, mussten die Jamaikaner die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.

Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.

Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.

Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbefreiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.

Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.

Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.

Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.

Der Reggae wird meistens der Pop- oder Rockmusik zugeteilt und mit ihr in das System der sogenannten "Unterhaltungsmusik" eingeordnet. Dieser wird häufig unterstellt, keine grossen Ansprüche an Gestalt und Gehalt zu stellen und überwiegend zu Geselligkeit, Vergnügen, Ablenkung und Erholung konsumiert zu werden. Der grösste Teil der weissen Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staat kennt die Geschichte, die Hintergründe und die Bedeutung des Reggae nicht, der für die Bewohner der westindischen Inseln den Beginn einer eigenen, eigenständigen Kultur darstellt.

Durch Jimmy Cliff und später Bob Marleys Rebel Music wurde der Reggae weltweit bekannt und hat sich seit Anfang der 1970er Jahre auch bei uns grosser Beliebtheit erfreut - ohne dass die Mehrheit die wahre Vielfalt der Botschaft des Reggae erkennt. Hinter dem Begriff "Reggae" steckt mehr als eine weitere Stilrichtung des Rock oder Pop und blosser Ausdruck karibischer Lebensfreude:

Er ist das wichtigste Medium der Rastafaris, er dient den Westindern als Informationsquelle und kommentiert, analysiert und kritisiert mit bedeutender Wirkung das politische Geschehen Jamaicas.

Auf den westindischen Inseln ist der Reggae weniger ein "ästhetisches, künstlerisches Phänomen", wie "U-Musik" in Europa und den USA hauptsächlich angesehen wird, sondern ist vielmehr ein Gegenstand des täglichen Lebens.



Zur Entstehung des Reggae

Der Reggae ist "schwarze Musik" pur. Ska, Rocksteady und Rasta-Musik sind seine direkten Vorläufer. Ska und Rocksteady entwickelten sich aus dem Boogie und dem Rythm'n'Blues der Afroamerikaner, und die Rasta-Musik gründet auf der afrikanischen Burru-Musik. Die Verschmelzung aller drei Stile führte Ende der 1960er Jahre zur Entstehung des Reggae.



Afrikanischer Einfluss und die Musik der Rastafaris

Als um 1517 die ersten Schwarzen von der Westküste Afrikas als Sklaven in die europäischen Kolonien auf den westindischen Inseln verschleppt wurden, blieb ihnen als einzige Verbindung zu ihrer Heimat und ihrer Kultur Musik, Tanz und Religion.

Da die Sklaven aus verschiedenen Kulturkreisen Afrikas stammten, mussten sie, um sich verständigen zu können, die Sprache ihrer Kolonialherren erlernen, welche bis 1655 auf Jamaica spanisch war, danach englisch. Viele der in der nächsten Generation geborenen Kinder lernten deshalb die Sprache ihrer Väter nicht mehr. Auf diese Weise gingen die meisten afrikanischen Bräuche, Überlieferungen, Glauben und Riten mit der Zeit verloren.

Die Sklaven führten ein Leben unter unmenschlichsten Bedingungen. Oft bestand ihr einziger Trost im Tanzen und Musizieren. Häufig wurde ihnen aber sogar das Trommeln verboten, da die Herrscher dahinter ein heimliches Kommunikationssystem vermuteten.

Von den Kulten, welche die Zeit der Sklaverei überlebt haben, sind vielfach Musikinstrumente, Thematik und Rhythmen in die "Volksmusik" und später in den Reggae übernommen worden.

Die Burru-Musik, die Musik der Burru-people, war eine der wenigen Formen afrikanischer Musik, die den Sklaven erlaubt war und hat sich bis zur Sklavenbef reiung auf Jamaica (1835) erhalten. Der Rhythmus diente den Sklaventreibern als Metronom für die Arbeit.

Nach der Befreiung zogen viele der Burru-people in die Slums von Kingston. Rastafaris übernahmen dort später von ihnen Trommeln und Tänze. Die Burru-people wiederum nahmen die Religion der Rastafaris an.

Ein jamaicanischer Musiker namens Count Ossie entwickelte um 1965 aus dem Rhythmus der Burru-Musik den typischen Rhythmus der Rasta-Musik. Viele Elemente seiner Musik bildeten die Grundlage für den Reggae. Auf seine Rhythmik bezogen sich auch später noch viele Reggae-Musiker.

Count Ossie setzte Flöte, Saxophon, Bass und Posaune in sein Orchester ein. Ohne ihn und seine Schüler, wie beispielsweise Don Drummand, Roland Alphonso und Cedric Brooks, wären Ska, Rocksteady und Reggae nicht vorstellbar.



Die Trommeln der Rasta-Musik

Die Rasta-Musik gab es bereits vor Ska, Rocksteady und Reggae. Ihre Grundelemente sind drei verschiedene Trommeln der Burru-Musik, die "Bass-Drum", die "Fundeh-Drum" und die "Repeater-Drum". Als "Riddims>~ werden die Beziehungen der Trommeln untereinander bezeichnet.

Die "Fundeh" hält den Rhythmus durchgehend, weshalb sie auch "lifeline-riddim" genannt wird, mit der Betonung auf dem ersten und dritten Schlag des Taktes oder auch je nach Thematik des Stückes auf dem zweiten und vierten. Die "Bass-Drum" wird ähnlich der "Fundeh" gespielt, ist jedoch variationsreicher im Rhythmus und im Klang.

Jede Trommel hat auch eine spirituelle Bedeutung: Der "Downbeat" eines Trommlers symbolisiert den Untergang der Unterdrückungsgesellschaft, wird aber mit dem "Upbeat" beantwortet, welcher das Wiederaufleben der Gesellschaft durch die Kraft der Rastafaris andeutet.



Westindische Volksmusik: Calypso, Mento

Neben den religiösen Folk-Songs (Burru-Musik, Kumina und ab Mitte der 1960er Jahre die Rasta-Musik) enstand Mitte des 19. Jahrhunderts auf Trinidad eine neue Musik ohne religiöse Funktion: der Calypso. Im Calypso verbanden sich afrikanische Elemente mit europäischer Volksmusik. Der Calypso verbreitete sich rasch auf den Inseln, wo er je nach den dort herrschenden musikalischen Einflüssen vielfältige Mischformen bildete. Harry Belafonte war in den 1950er Jahren wohl der bekannteste Vertreter des Calypso.

In Jamaicas Volksmusik, dem Mento, fanden sich neben Einflüssen des Calypso auch Elemente britischer FolkSongs. Der Mento war ursprünglich Begleitmusik für einen Tanz, bei dem sich die Hüften der Tanzpartner langsam bewegten. Aufgrund der sehr anzüglichen und eindeutigen Texten konnten manche Platten unter dem Druck der Kirche nur unter dem Ladentisch verkauft werden und durften im Rundfunk nicht gespielt werden. Da auch technische Möglichkeiten fehlten, wurde der Mento nicht weit verbreitet. Ein Bespiel für Musiker, die den Mento in unseren Tagen wieder aufnahmen, liefern die "Jolly Boys" mit ihrem Album "Berr Joint and Tailoring" (1991).



Soundsystem, Ska und Rocksteady

Durch die beginnende Industrialisierung Jamaicas in den 1950er Jahren (Bauxitabbau, Zucker- und Melasseexport) kamen Transistorradios nach Jamaica. Mit diesen konnten die Jamaicaner in klaren Nächten USamerikanische Sender empfangen, die den in Mode gekommenen Rhythm'n Blues spielten, dessen Hauptvertreter unter anderen Chuck Berry, Fats Domino und Charles Brown waren. Der Rhythmus des Rhythm'n Blues war dem des Mento ähnlich: seine Betonung liegt ebenfalls auf dem zweiten und vierten Taktteil, dem "Afterbeat".

Die Jamaicaner liebten diese Musik und konnten neue Hits kaum erwarten. Da die jamaicanischen Sender immer noch hauptsächlich Calypso und Mento sendeten, wurde das Verlangen nach importierten Singles immer grösser. Viele Jamaicaner jedoch konnten sich diese häufig nicht leisten und ausserdem vertrieben nur wenige Elektroläden die begehrte Ware. Um wenigstens einige Platten verkaufen zu können, installierten die Besitzer dieser Läden Anlagen auf Lkws. Ein Discjockey fuhr mit dem sogenannten "Soundsystern", welches im Grunde aus einem Lautsprecher, einem Verstärker, einem Plattenspieler und einem Mikrophon für den Soundsystemman bestand, auf das Land und in die Städte. Die Soundsystemmen konkurrierten auf der Strasse lautstark miteinander. Aus diesen Strassenfesten, bei denen sich immer eine grosse Menschenmenge versammelte, entwickelten sich der Dee-Jayund Dub-Sound. Darunter wird das Ueberspielen und Kommentieren eines Songs durch den Discjockey verstanden, das sogenannte "Toasting". Bekannte Vertreter waren beispielsweise Sir Coxsone, von dem die Idee des "Toasting" stammte, Prince Buster und Duke Reid. Spätere Grössen des Dub-Stils wie U-Roy, Dennis Alcapone und Lee "Scratch" Perry, der Bob Marleys Lehrer werden sollte, lernten von den "grossen Meistern".

Um 1960 riss der Strom, der aus den USA kommenden Rhythm'n Blues-Platten ab, da in den USA der Rock'n'Roll die Zeit des Rhythm'n Blues beendete, wobei die Jamaicaner weiterhin den Rhythm'n Blues bevorzugten. Nun versickerte aber der Plattennachschub aus den USA, was beinahe den Untergang der Soundsystems bedeutete. Die Soundsystemmen jedoch wussten sich zu helfen, indem sie eigene Studios eröffneten und mit jamaicanischen Musikern Platten produzierten. Auf diese Weise wurde ein neuer Musikstil geboren: der Ska.

Der Rhythm'n Blues verschmolz mit dem "Rasta Drumming" und mit Einflüssen des Boogie-Woogies, was den schnellen, hüpfenden Ska-Rhythmus mit seinen charakteristischen "Afterbeats" (die Nachschläge auf den UND-Zählzeiten des Vier-Viertel-Taktes) hervorbrachte. Der Rhythmus wird von Jazz-inspirierten Bläsereinsätzen überlagert und animiert zum Tanzen. Gespielt wird hauptsächlich in Dur-Tonarten.

Einer der ersten Musiker, die in diesem Stil komponierten, war der von Chris Blackwell produzierte Laurel Aitken. Seine Hits "Little Sheila" (1958) und "Boogie in my Bones" (1960) werden als die ersten Ska-Titel überhaupt bezeichnet. Obwohl sich der Ska auf Jamaica grosser Beliebtheit erfreute, blieb er bis 1964 in Grossbritannien unbeachtet. Erst als Chris Blackwell, ein auf Jamaica geborener weisser Produzent eine Ska-Nummer mit Millie Small aufnahm, kam es auch in GB zum Durchbruch des Ska. Wichtig für die britische Ska-Szene war Prince Buster, vor allem beliebt bei britischen Jugendlichen der Skinhead Szene, dessen Songs auf dem britischen BlueBeat-Label vertrieben wurden. Allmählich entwickelte sich aus dem Ska Ende der 1980er Jahre ein neuer Musikstil mit deutlich langsameren Rhythmus - der Rocksteady. Die Musik schien den Geisteswandel der Zeit zu reflektieren. Nach dem Optimismus, welcher der Unabhängigkeit von 1962 folgte, trat eine Zeit der Frustration und sozialer Depression ein. Der Sound wurde "steadier", weniger Instrumente wurden verwendet, die Sänger traten stärker hervor und die Bläser in den Hintergrund. Den Takt zählte man nun in Halben statt in Vierteln. Auch die Thematik der Texte änderte sich. Wohingegen im Ska fast ausschliesslich von Liebe gesungen wurde, thematisierte der Rocksteady Ghetto, Leiden, Rude-Boy, Gewalt und Ueberleben, politische und soziale Probleme. Die Sänger brachten also eigene Erfahrungen zum Ausdruck. Die Zuhörer konnten sich mit ihnen identifizieren. Erfolgreiche Rocksteady-Interpreten waren z. B. der von Duke Reid produzierte Alton Ellis, welcher dem Rocksteady mit seinem Song "Do the rock steady" einen Namen gab, The Melodians, The Paragons und Freddie McGregor.


Der Rhythmus des Reggae

Grundlage des Reggae ist der Vier-Viertel-Takt mit der Betonung auf dem zweiten und vierten Taktschlag. Überlagert wird sie von einer variationenreichen Rhythmik. Die Betonungsverschiebung erzeugt ein andauerndes Spannungsmoment, welches erst im synkopierten, verzögerten "One-Drop", dem "Afterbeat", wieder aufgelöst wird. Der Bass hingegen wirkt hypnotisch-beruhigend. In ihm sind die unablässigen Spannungsmomente eingebettet. Oft wird der Reggae im Gegensatz zum Ska und Rocksteady in Molltonart gespielt. Aus einfachen Mitteln wird dieser Rhythmus erzeugt, was bezeichnend für die Kultur eines Drittweltstaates ist, welche geprägt ist von materiellem Mangel.
 

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